INFORMATIONEN ZUM PROGRAMM

Festkonzert Stams 2023

ELIAS PRAXMARER: FEST-OUVERTÜRE

Elias Praxmarer, seines Zeichens Stamser Stiftsorganist, nimmt in seiner Fest-Ouvertüre für Orchester und Orgel Bezug auf das heurige Jubiläumsjahr des Zisterzienserstiftes Stams (750 Jahre). Der Komponist schreibt über sein Werk:
„Wie alle Zisterzienserkirchen ist auch die Stiftsbasilika in Stams ‚Maria, der Königin des Himmels‘ geweiht. Ein Hauptfest des Ordens ist somit der 15. August, das Fest ‚Mariä Aufnahme in den Himmel‘. Wichtiger Bestandteil der Marien-Verehrung sind die Marianischen Antiphonen – an die Gottesmutter gerichtete Gesänge. Im Stundengebet der Mönche wird die der liturgischen Zeit im Kirchenjahr entsprechende marianische Antiphon als Schlussgesang nach der Komplet oder nach der Vesper gesungen. Die Fest-Ouvertüre zitiert – passend zum Stiftsjubiläum – einzelne Motive aus der bekannten Antiphon Salve Regina sowie aus dem lateinischen Hymnus Ave, maris stella. Dieser Hymnus wird zur Vesper an Marienfesten gesungen.

Feierliche und dennoch ruhige Klänge in den Bläserstimmen eröffnen die Komposition. Nach einem ersten großen Crescendo gewinnt die Komposition an Tempo, eine immer komplexer werdende polyphone Struktur mündet schließlich in eine Kadenz. Der anschließende freie und rezitativische Orgelpart führt zurück in die Harmonik der Eingangsmotive. Fanfarenartige Bläsermotive beenden das Werk.“

Elias Praxmarer (*1994 in Hall in Tirol) studierte Instrumentalpädagogik, Orgel, Klavier, Komposition und Musiktheorie an der Universität Mozarteum Salzburg (Expositur Innsbruck) sowie am Tiroler Landeskonservatorium bei Andreas Liebig, Michael Schöch, Annette Seiler, Sebastian Euler und Franz Baur. Sämtliche Abschlussprüfungen absolvierte er mit ausgezeichnetem Erfolg. Mehrere Stipendien (u.a. Förderpreis der Landesmusikschule Ötztal, Stipendium European Cities of Historical Organs) ermöglichten ihm den Besuch von Meisterkursen (Klavier, Orgel, Improvisation und Komposition) bei renommierten Künstlerinnen und Künstlern wie unter anderem Wolfgang Zerer, Peter Planyavsky, Pieter van Dijk, Maurizio Croci oder Bernard Foccroulle.

Er konzertierte als Solist und Kammermusikpartner im In- und Ausland, u. a. an historisch bedeutenden Orgeln in Österreich, Deutschland, Italien, Frankreich und der Schweiz, des Weiteren mit Ensembles und Orchestern wie u.a. der Camerata Franconia und dem Orchester der Bayerischen Philharmonie. Eine langjährige Zusammenarbeit verbindet ihn mit dem Universitätschor Innsbruck.

Seine geistlichen und weltlichen Kompositionen für unterschiedlichste Besetzungen wurden bislang in Österreich, Deutschland und Italien aufgeführt. Für seine Werke erhielt er mehrere Stipendien und Auszeichnungen. 2019 war er Finalist beim Internationalen Kompositionswettbewerb für Orgel des Brucknerhauses Linz, 2021 beim Musikwettbewerb um den Kulturpreis Gasteig in München. Zuletzt gewann er den Förderpreis des Tiroler Klassik Komponistenpreises und wurde vor kurzem mit dem Kompositionspreis der Landeshauptstadt Innsbruck (Hilde-Zach-Stipendium) geehrt.

Derzeit studiert Elias Praxmarer Orgel an der Hochschule für Musik und Theater in München bei Prof. Bernhard Haas. Im Oktober 2018 wurde er zum neuen Stiftsorganisten des Zisterzienserstiftes Stams ernannt. Dort ist er zusammen mit Hannes Torggler Initiator und künstlerischer Leiter von stift stams sakral- Festival ORGEL PLUS. Seit 2020 vertritt er als Artistic Director die Stadt Innsbruck bei der europäischen Städtevereinigung ECHO (European Cities of Historical Organs, Hauptsitz in Brüssel).

 

MICHAEL F. P. HUBER: SINFONIE NR. 6 MIT OBLIGATER ORGEL, OP. 71

 „In der Vergangenheit habe ich es immer vermieden, den Zustand der Welt zum Gegenstand meiner Musik zu machen, also auf aktuelle weltpolitische Entwicklungen unmittelbar zu reagieren; bei meinen letzten drei Kompositionen („Paradies der Leiden“, „Dudek tri“ und eben der Symphonie Nr. 6) konnte ich irgendwie nicht anders. Sie alle beschäftigen sich mit dem gegenwärtigen Zustand, genauer gesagt mit dem Krieg in der Ukraine, den wir ja alle im Nacken spüren“, sagt Michael F. P Huber. In seiner sechsten Symphonie tauchen erst Splitter eines ukrainischen Volksliedes auf, die sich im weiteren Verlauf zu einem Zitat verdichten. Das ukrainische Thema bestimmt auch den triumphalen, durchaus pathetischen Schluss – ob es diesen Triumph geben kann?
Abgesehen von dieser monumentalen Schlusssteigerung unter dem Motto „per aspera ad astra“ ist die Symphonie nicht wirklich von Optimismus getragen – man denkt an Mahler, dessen pathetischen Ausbrüchen und triumphalen Gesten man auch nicht trauen sollte. Autobiographisches spielt mit, aber es geht in erster Linie um Musik und nicht um Selbstdarstellung in irgendeiner Form. Zum ersten Mal sieht Huber in einer Symphonie einen obligaten Orgelpart vor: Das Instrument wird mit seinem Klangpotential in den Orchestersatz integriert.“

In jeder seiner Symphonien findet Michael F. P. Huber individuelle Lösungen für gattungsspezifische Probleme. Das Prozesshafte, die Entwicklung, thematische Arbeit sind für ihn keine abgedroschenen Relikte der Vergangenheit, sondern Hilfsmittel, die dazu beitragen, die Musik erlebbar, nachvollziehbar und effektvoll zu machen. Huber will verstanden werden, auch wenn er mit der feinen Klinge arbeitet und seine Botschaften nicht mit dem Holzhammer verbreitet. Er ist ein Virtuose des Orchestersatzes, weiß um die klanglichen Möglichkeiten der einzelnen Instrumente und der Instrumentenkombinationen. All dies prädestiniert ihn für das symphonische Genre und trägt dazu bei, dass Huber den Ruf von „Tirols aktuell bedeutendstem Symphoniker“ genießt. Die Akademie St. Blasius freut sich, neuerlich „Geburtshelferin“ einer Huber-Symphonie sein zu dürfen.

 Der Komponist Michael F. P. Huber absolvierte nach der Matura am Innsbrucker Musikgymnasium ein Kompositionsstudium an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien bei Iván Eröd und Kurt Schwertsik und studierte Medienkomposition und Filmmusik bei Klaus-Peter Sattler sowie Jazztheorie und Arrangement bei Christian Mühlbacher. Bereits während des Studiums war er mehrfacher Stipendiat der Filmwerkstatt Essen und Teilnehmer an den „European Film Music Workshops“ u. a. bei Klaus Doldinger, Nigel Holland und Niki Reiser. Seit 2004 ist er als Pädagoge im Tiroler Musikschulwerk tätig.

Er war Sonderpreisträger beim „Crossover Composition Award“ in Mannheim (2012), von 2012 bis 14 erhielt er Arbeitsstipendien des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst, 2015 den „Tiroler Landespreis für Zeitgenössische Musik“, 2016 das „Hilde Zach- Kompositionsstipendium“ der Stadt Innsbruck.

Hubers Werkverzeichnis umfasst Orchesterwerke, Kammermusik, Vokalmusik, Bühnenmusik, Medienmusik, Sololiteratur, Musik für Schüler und Studierende, usw. 2023 wurde seine erste Oper „Bergkristall“ auf ein Libretto von Alois Schöpf nach Adalbert Stifter mit großem Erfolg im Tiroler Landestheater gezeigt. Einige seiner Werke sind auf den Tonträgern Nr. 7 und Nr. 20 der CD-Reihe musikmuseum des Tiroler Landesmuseums erschienen.

ALEXANDRE GUILMANT: ZWEITE SYMPHONIE FÜR ORGEL UND ORCHESTER, OP. 91 (1907)

In keinem Land erreichten Orgel und Orgelmusik im 19. Jahrhundert eine ähnliche Bedeutung und Popularität wie in Frankreich. Viele Fäden der Entwicklung der französisch-romantischen Orgelschule laufen bei einem genialen Orgelbauer zusammen, Aristide Cavaillé-Coll (1811–1899), der mit seinen symphonischen Orgeln Maßstäbe setzte. Er war es, der dem jungen Alexandre Guilmant aus der nordfranzösischen Provinz Privatunterricht beim belgischen Organisten und bedeutenden Pädagogen Jacques-Nicolas Lemmens vermittelte. Gemeinsam mit einem anderen Lemmens-Schüler, Charles-Marie Widor, begründete Guilmant die neue Schule des romantischen Orgelspiels, die unter anderem – für Frankreich neu – auf dem Fundament einer fundierten Bach-Rezeption ruhte.

Heute sind Widor und Louis Vierne ungebrochen populär, Guilmants einstiger Ruhm ist hingegen etwas verblasst. Dabei ist sein Beitrag zur französisch-romantischen Orgelschule nicht hoch genug einzuschätzen: Dreißig Jahre lang, von 1871 bis 1901, war er als Titularorganist an der Pariser Kirche La Trinité tätig; aufsehenerregende Einweihungskonzerte in der Kathedrale Notre-Dame und in Saint Sulpice hatten ihm diesen Posten verschafft. Alexandre Guilmant war nicht zuletzt für seine Improvisationskunst berühmt. Als einer der ersten Orgelvirtuosen überhaupt bereiste er ganz Europa, die Vereinigten Staaten und Kanada. Als Herausgeber alter Orgelmusik und Mitbegründer der Pariser Schola cantorum bemühte sich Guilmant um die Bereicherung des Orgelrepertoires und trug wesentlich zur Wiederentdeckung von Komponisten wie Jean-Philippe Rameau bei. Er gab zwei viel rezipierte, pädagogisch konzipierte und „alte Meister“ (vielfach in Erstausgaben) berücksichtigende Reihen für praktizierende Organisten heraus, L’Organiste pratique und L’Organiste liturgiste. Auch dem Gregorianischen Choral und seiner „Restitution“ (also seiner Rückführung auf die mittelalterlichen Wurzeln anhand der Quellen) brachte Guilmant höchstes Interesse entgegen; für alle französischen Orgelkomponisten war der Choral Ausgangspunkt und nie versiegende Inspirationsquelle.

Im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen bevorzugte Guilmant Originalkompositionen für Orgel gegenüber Arrangements von Orchesterwerken. Der Orchestersatz und die Kombination von symphonischer Orgel und Orchester interessierten ihn sehr. Häufig soll er Berlioz zitiert haben: „Die Orgel ist der Papst, das Orchester der Kaiser.“ Zeitlebens hielt Guilmant an stilistischen Prinzipien fest, die man im Sinne eines „romantischen Klassizismus“ interpretieren kann: Wichtig waren ihm die Klarheit der Form und Satztechnik, die Prägnanz der musikalischen Aus-sage, eine kantable Linienführung und der Verzicht auf technische Schwierigkeiten als Selbstzweck. All dies lässt sich auch für seine Werke für Orgel und Orchester feststellen.

Guilmants zweite Orgelsymphonie op. 91 ist ein Spätwerk und weist alle bereits genannten Eigenheiten des von „romantischem Klassizismus“ geprägten Personalstils des Komponisten auf. Zudem ist der Einfluss der Werke Johann Sebastian Bachs namentlich in den fugierten Passagen unverkennbar; der erste Satz, besonders die majestätische Einleitung mit ihrer machtvollen Steigerung, lässt zudem an Anton Bruckner denken.                                                                                                                                               

Franz Gratl

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