Zugabe3
Zum Programm
Oratorium
Babylonische Sprachverwirrung kann überall sein – auch in ein und derselben Sprache. Wenn es etwa beim gemeinsamen Kommunizieren wenig oder kein Verständnis oder kaum noch Mitgefühl gibt, selbst bei gleichen Worten oder sprachlichen Inhalten. Dann ist der Weg zur Missdeutung, zum Ignorieren und in extremer Form zum Gegeneinander bis hin zum kriegerischen Handeln nicht weit. Viele aktuelle Ereignisse in der Welt können in dieser Sicht als großer und unerträglicher Irrsinn angesehen werden.
Das steckt allgemein hinter den Inhalten des Oratoriums, das in drei Teilen von der biblischen Geschichte um Nimrod, dem mächtigen Jäger und ersten König handelt; der den Turmbau zu Babel einleitet, einem übermütigen und selbstüberschätzenden Menschenwerk, das durch die Sprachverwirrung, durch das Nicht-mehr-miteinander-Verstehen, zu Fall gebracht wird. Hoffnung gibt vielleicht das „Pfingstwunder“ – vielleicht aber auch nicht.
„Babylon“ ist das vierte Oratorium aus der „Genesis“-Tetralogie mit „Genesis“ (2011), „Amartema“ (2013) und „Kataklysmos“ (2015) … und bildet damit den lang ersehnten Abschluss des Ganzen.
Franz Baur